LED-Beleuchtung im Naturaquarium (Teil 5) – LED lighting in Aquariums (part 5)

Was Joe sonst noch Interessantes über die LED-Technik für Süßwasseraquarien für erwähnenswert hält, lest Ihr hier im letzten LED-Beitrag dieser Interview-Serie!

Interview-Thema: LED-Beleuchtung in der Naturaquaristik (Teil 5)

Aquascapia: Schreib gerne, was du noch erwähnenswert findest:)
Joe: LEDs haben, richtig betrieben, eine deutlich höhere Lebenserwartung, als z.B. eine Leuchtstoffröhre. Am längsten (rund 13-14 Jahre) leben LEDs, wenn sie mit der vom Hersteller angegebenen “typischen” Betriebsspannung (V typ) sowie dem dazu ausgewiesenen “typischen” Betriebsstrom (A typ) versorgt arbeiten können. Bei der Spannung wie auch beim Strom ist wichtig, daß sie keine großen Schwankungen (sogen. “Restwelligkeit”) durchlaufen. Das wird von guten, stabilisierten Netzteilen und, sofern zusätzlich erforderlich, sogenannten “Konstant Strom Quellen” (abgekürzt: KSQ) erreicht, die zwischen der Wandsteckdose und den LEDs zur Energieversorgung eingebaut werden. KSQ sind elektronische Schaltungen, die dafür sorgen, daß ein in sie gespeister Strom am Verbraucher-Ende in exakter Größe weiter gegeben wird, sie egalisieren also Stromstärkeschwankungen, ein wichtiger Punkt bei LEDs. Für LED-Strips werden sie idR nicht eingesetzt, aber für andere Hochleistungs-Module.
Neben der meist bescheidenen “typischen” Strom- und Spannungsversorgung einer LED gibt es noch je einen Wert V min / A min (die Mindest-Spannung, den Mindest-Strom), die manchmal mit den Werten für den “typischen” (V typ / A typ) identisch sind und je einen Grenzwert an den oberen Enden der Skalen, also V max und A max. Eine LED mit ihren maximal zulässigen Werten zu betreiben, kann deren Helligkeit enorm steigern, geht aber auf Kosten ihrer Lebenserwartung. Bei Angaben zur Lichtmenge einer LED ist daher darauf zu achten, bei welchen Versorgungswerten sie erreicht wird – A max oder A typ (sowie entsprechend V max oder V typ).
Die Vorteile einer LED gegenüber den inzwischen sehr leistungsfähigen T5-Leuchtstoffröhren lassen sich zur Zeit nur durch Betrieb nahe der maximal zulässigen Betriebswerte erzielen, es sei denn, es ginge einzig um das Thema Lebenserwartung, dann natürlich unter anderen Betriebsbedingungen. Man muß dabei wissen, daß LEDs, so stark mit Energie versorgt, zum Teil enorme Temperaturen erreichen können, bei denen Berührung zu mehr als unangenehmem Gefühl führt. Das gilt zwar eher für Hochleistungs-LEDs mit entsprechend hohen Energieversorgungswerten, als für LED-Strips, aber Erstere haben wir zumindest für größere Aquarien im Blick, wenn wir umstellen wollen. Einfach daran denken und unbedingt für einen ausreichend bemessenen Kühlkörper zum Betrieb sorgen, auch bei den etwas leistungsschwächeren LEDs und LED-Strips. Mit dem Kühlkörper darf die LED-Konstruktion nicht elektrisch, muß aber Wärme leitend verbunden sein / werden, damit sie lange lebt. Das ist wichtig.
Es empfiehlt sich daher, einen sinnvollen Kompromiß zwischen Lichtleistung und Energieverbrauch zu suchen (in Lumen/Watt ausgedrückt). Das macht auch deswegen Sinn, weil man ja meist die Leuchtstoffröhren loslassen und sich den flexibler einsetzbaren LEDs zuwenden möchte, also bei vergleichbarer Lichtmenge den geringeren Energieverbrauch und mehr Flexibilität bei der Ausgestaltung der Beleuchtung sucht. Machbar wird das durch Betrieb der LED etwas unterhalb ihrer maximal zulässigen Betriebswerte. Das wäre meine Empfehlung für Konstruktionen mit Hochleistung-LEDs.
Nicht ganz so heiß wird die Suppe bei sogenannten LED-Strips, idR auf einem flexiblen Layer montiert, einem bandförmigen Träger für die Leiterbahnen, LEDs und nötige Widerstände sowie elektrischen Anschlußstellen darauf, gegessen. Sie brauchen auch Kühlung, wenn sie leistungsfähig sind, aber die fällt überschaubar und günstig aus, auch die Engergieversorgung, für die hier idR ein gutes, stabilisiertes Netzteil (NT) ausreicht. Das ist, für Nanos, der günstigste und vom technischen Aufwand her, einfachste Weg. Nur vor Feuchtigkeit muß man die LED-Strips gut schützen, das heißt dort, wo offene Stellen am Layer sind, z.B. wo man die Anschlußdrähte für das NT anbringt/-brachte, gut versiegeln. Da man Silikon am AQ sowieso verwendet, bietet es sich hierfür an, jedoch darf kein Essigsäure-haltiges (und am AQ sowieso kein Salmiak-haltiges) direkt auf LED-Oberflächen verwendet werden, nur am Layer, weil es sonst zur Zerstörung der LEDs kommen könnte (die keine Säuren/Laugen vertragen). Kein Problem, einfach aufpassen. Eine Alternative sind ausgehärtet elektrisch neutral reagierende Kunstharze, wie z.B. Epoxydharz oder PMMA (PolyMethylMethAcrylat, auch Acrylglas / Plexiglas genannt).

Was wäre sonst noch zu sagen? LED-Strips haben idR eine Rückseite, auf die schon ein doppelseitiges Klebeband aufgebracht ist, das nach seiner Unterseite hin noch eine Schutzfolie trägt. Die muß man vor Montage auf den Alu-Kühlkörper schrittweise abziehen und den Layer gut auf der Alu-Kühlkörper-Klebefläche mit Gefühl andrücken, damit keine Luft dazwischen bleibt und der Strip überall flächig Kontakt mit dem Alu-Kühlprofil hat. Das dient der guten Wärmeableitung, da der doppelseitige Klebestreifen nicht irgend ein Klebenband, sondern ein wärmeleitfähiges Spezialklebeband ist. Den Strip darf man danach NICHT nochmals abheben, sonst ist die einwandfreie, flächige Verklebung nicht mehr gewährleistet – es gibt nur ein Mal, also langsam arbeiten, dann klappt das.

Joes abschließende Worte: Es war mir ein Anliegen, Timo und Euch hierzu etwas weiter zu geben, hat mir Freude gemacht und ich hoffe, die wird es Euch allen auch machen. Mein Dank gilt Timo, der mir die Möglichkeit gab, in seinem Blog zu schreiben, worüber ich mich gefreut habe, er gilt selbstverständlich auch allen Leserinnen und Lesern, also Euch. In diesem Sinne und, wie man in der christlichen Seefahrt sagen würde: immer eine Hand breit Wasser unterm Kiel oder bei uns vielleicht, immer eine nasse Hand (nur bitte nicht beim arbeiten an Elektrik!) – Grüßt Euch alle, Joe.

Dies war der letzte Teil vom, wie ich finde, sehr aufschlußreichen Interview zum Thema LEDs in der Naturaquaristik.
An dieser Stelle gilt der Dank noch eimmal an Joe, der sich ja nun wirklich mehr als Mühe gegeben und viel viel Zeit für dieses eigentlich als Kurz-Info gedachte Interview genommen hat.
MfG Timo
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Timo
Timo

Timo, ausgebildeter Mediengestalter ist schon seit Jahren dem Aquascaping- und Garnelenfieber verfallen und lässt Euch von Post zu Post gerne daran teilhaben!

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2 Kommentare

  1. Vielen Dank für die interessanten Informationen. Das Thema LED-Beleuchtung ist sehr spannend. Ich werde aber auf das Lebensende meiner aktuellen Röhrenbeleuchtung warten, bevor ich einen Umstieg in Erwägung ziehe. Eventuell wäre die recht teure und kurzlebige Dulux-Klemmleuchte über dem Aquarium ein Kandidat für einen ersten Versuch.

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